Über die Datenspuren

Menschen hinterlassen Spuren - absichtlich und unwillkürlich. In Computersystemen hinterlassen sie ihre Daten als "Datenspuren". Diese Daten beziehen sich auf uns, folgen uns und holen uns ein. Sie sind oftmals belanglos, manchmal aber auch wichtig. Sie sind sowohl hilfreich als auch lästig. Sie erinnern sich an uns, auch wenn wir sie vergessen. Und.vielleicht bleiben sie länger erhalten, als mancher sich das vorstellen mag.

Seit 2004 gibt es die Veranstaltung "Datenspuren" in Dresden. Ein Chaot erinnert sich:

"Die Idee zu den Datenspuren kam, wenn ich mich recht erinnere, von Fukami. Er vertrat die Meinung, wir müssten unser öffentliches Engagement, das bis dahin nur aus Themenabenden mit Einzelvorträgen bestand, auf ein Event fokussieren. Wir waren nur wenige Aktive und wie einige andere bezweifelte ich die Machbarkeit. FSM-sei-dank war ich jung und unerfahren und ließ mich überzeugen; einige andere Chaoten auch. Wir organisierten also die ersten Datenspuren, damals noch im Pentacon - und es war ein voller Erfolg. Der Schritt, die Location zu wechseln (hin zur Scheune in der Neustadt) und dann ein Jahr später ein zweitägiges Event daraus zu machen, waren weniger schwer als der erste: Überhaupt irgendwas zu machen."

Ziel

Nicht alles ist gut. Darum reden wir darüber. Wir diskutieren und analysieren neue Trends in der IT - und wir wollen mit unseren kritischen Beiträgen sowohl den Gedankenaustausch zwischen Politik, Gesellschaft und Hackerschaft fördern, als auch zum Mitmachen und Mitgestalten anregen. Wir sind inhaltlich unabhängig von Sponsoren und rein ehrenamtlich organisiert.

Geschichte

2004

Im Mai 2004 veranstaltete der Chaos Computer Club Dresden die ersten DatenSpuren [sic!] unter dem Motto "Privatsphäre war gestern", mit einer Keynote von Prof. Andreas Pfitzmann (ehemaliger Professor für Datenschutz & -sicherheit an der TUD). Damals noch eine eintägige Veranstaltung in den Räumen des Pentacon, starteten die DatenSpuren mit gut 20 Vorträgen zu E-Mail Verschlüsselung (mit Keysigning Party), Vorratsdatenspeicherung, dem Mautsystem und Datenschutz in Sachsen und Europa.

2005

2005 zogen die Datenspuren vom Pentacon in die Scheune in der Neustadt, in deren Räumlichkeiten die Veranstaltung über die nächsten 9 Jahre immer weiter wuchs. Damals hofften wir noch, dass man mit Identitätsmanagement Datenschutzprobleme in den Griff bekommen könnte. Heute diskutieren Politiker über Klarnamenzwang und Identifizierung mit dem Personalausweis beim Surfen. Auch viele andere der früheren Vorträge und Themen sind heute noch ebenso aktuell wie ehedem: Videoüberwachung wird immer noch diskutiert - wie auch Biometrie in Ausweisdokumenten oder das Auswerten von Mobilfunkdaten. Die Erfassung und Lokalisierung von Teilnehmern in Mobilfunknetzen war damals nur ein Vortrag. Ein paar Jahre später wurde es in Dresden Realität: "Handygate" beschäftigt in Dresden nicht nur die Hackergemeinde, seit 2010 und 2011, als im Rahmen von Protesten gegen den jährlich stattfindenden Neonazi-Aufmarsch zum 13. Februar massenhaft Handydaten von Bürgerinnen und Bürgern ganzer Stadtteile gesammelt und ausgewertet wurden - illegal, wie später ein Gericht befand.

2006 - 2014

Im Jahr 2006 reichte uns ein Tag nicht mehr aus - die Voträge und Workshops wurden immer vielfältiger und wir erweiterten die Veranstaltung um einern weiteren Tag. Neue Themen und Diskussionen wie über den Wert von Aufenthaltsinformationen von Nutzern, Biometrie, Videoüberwachung, TOR, I2P, Verschlüsselung, IT-Security, Zensur, Open-Data, Informations-Freiheits und andere -Gesetze, sowie weiteres bereicherten die nunmehr DatenSpuren. Um die zukünftigen Generationen an unsere Themen heranzuführen, wurde das Programm der Datenspuren ab 2011 um einen Junghackertrack erweitert, der seitdem auch ein fester Bestandteil des Chaos Communication Congress ist. Bausätze für kleine und große Hacker und Haecksen wurden entwickelt, so z. B. der Pentabug.

2015

Nach 10 Jahren ziehen die Datenspuren wieder zurück nach Striesen - um etwas neues auszuprobieren. In den Technischen Sammlungen Dresden haben wir thematisch eine passende Umgebung und viel mehr Raum für neue Ideen. Zu den Technischen Sammlungen passt auch unser diesjähriges Motto: "Hackers in the house". Auch wenn es vielmehr um die Bedeutung der (digitalen) Privatsphäre gehen soll, die wir einerseits durch neue Smart <Irgendwas> Geräte und andererseits durch staatliche Stellen (siehe Snowden) gefährdet sehen. Hier sind neue Grenzen zu ziehen - worüber wir diskutieren wollen. Ein wichtiges Themengebiet soll daher auch die Kryptographie werden - und die politische Meinung dazu ("Crypto is not a crime").